FAQ
An dieser Stelle finden Sie Antworten auf fachliche Fragen zu den Themen Boden und Düngung aus der landwirtschaftlichen Praxis, auf die es in Lehrbüchern nur selten eine Antwort gibt. Sie sind an mancher Stelle etwas länger, wenn sie eine komplexe Situation beschreiben. Die Antworten wurden nach bestem Wissen und Gewissen von Beraterinnen und Beratern der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und der LUFA Nord-West recherchiert; eine Haftung ist jedoch ausgeschlossen.
Bundesweit gilt die Empfehlung des VDLUFA aus dem VDLUFA-Standpunkt „Bestimmung des Kalkbedarfs von Acker- und Grünlandböden“. Die optimalen pH-Bereiche gemäß den Niedersächsischen Düngerichtlinien finden Sie hier.
Von vielen Probenehmern wird die Lage jedes Einstichs einer Sammelprobe aufgezeichnet. Dahinter steckt die Idee, dass man bei einer erneuten Probenahme wieder an derselben Stelle einsticht und daher die Veränderung seit der letzten Probenahme genauer verfolgen kann, als wenn auf einer Fläche beliebig eingestochen wird.
Grundsätzlich ist es so, dass näher beieinander liegende Einstichstellen mehr Ähnlichkeit aufweisen als weiter auseinanderliegende. Allerdings zeigen Untersuchungen, bei denen jeder Einstich für sich analysiert wurde, dass bereits auf kleinstem Raum deutliche Unterschiede auftreten können. Die Wahrscheinlichkeit, dass bei der nächsten Probenahme an der gleichen Stelle genau dieselben Verhältnisse getroffen werden, ist daher nicht ganz so hoch. Das ist der Grund, weshalb für eine Mischprobe die Mindestanzahl an Einstichen auf 15-20 festgelegt ist (25-30 auf Grünland), wobei die Größe der Probenahmefläche 2-3 ha nicht überschreiten sollte. Dadurch ist gewährleistet, dass für die Fläche ein reproduzierbarer Mittelwert zustande kommt.
Dies wird durch Untersuchungen von A. Grabo und J. Pößneck (Neue Landwirtschaft 8/2007, 44-47) belegt. Sie haben auf einem Schlag Teilflächen nach bodenkundlichen Kriterien gebildet. Innerhalb dieser Teilflächen haben sechs Probenehmer Proben gezogen, wobei die Fahrspuren nicht vorgegeben waren und deutlich voneinander abwichen. Anders die Ergebnisse der Bodenuntersuchung: Obwohl diese von Teilfläche zu Teilfläche stark unterschiedlich waren, war die Abweichung innerhalb der Teilflächen - also zwischen den unterschiedlichen Fahrspuren - minimal.
Das bedeutet für die Praxis: Entscheidend ist es, dass viel Aufmerksamkeit in die Erstellung von Teilflächen gelegt wird, zumal sich die Bodeneigenschaften nicht ändern und die Teilflächen über Jahrzehnte die Grundlage der Probenahme bleiben. Dass die Eintsichpunkte dokumentiert werden, ist nicht unbedingt notwendig. Wir erachten das dennoch als sinnvoll, denn dadurch wird die Probenahme dokumentiert, und bei eventuellen Rückfragen kann man sehen, ob Unstimmigkeiten im Untersuchungsergebnis zum Beispiel daran liegen, dass an einer ungünstigen Stelle eingestochen wurde - z. B. eine ehemalige Mistlagerstätte. Eine andere Möglichkeit besteht darin, dem Probenehmer die Fahrlinie bzw. die Punkte vorzugeben, damit er sich orientieren kann.
Nähere Informationen zur Planung und Durchführung der teilflächenspezifischen Probenahme finden Sie im DLG-Merkblatt 407 (Teilflächenspezifische Bodenprobenahme und Düngung).
In alten Hinweisen zur Probenahme findet man häufig diese Empfehlung. Nach unseren Untersuchungen ändert sich dadurch an den Ergebnissen der Bodenuntersuchung nichts. Bei der maschinellen Probenahme besteht ohnehin keine Möglichkeit, den Wurzelfilz zu entfernen, es sei denn, man liest diesen im Anschluss an die Probenahme heraus.
Die CAL-Methode als Standardverfahren der Bodenuntersuchung für Phosphor in den meisten Bundesländern ist geeignet, den P-Versorgungszustand von Böden zu charakterisieren.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Hohenheim, die kürzlich im "Journal of Plant Nutrition and Soil Science" veröffentlicht wurde.
Ziel des Forschungsvorhabens war es, die häufig geäußerte Vermutung zu überprüfen, dass die CAL-Methode für den ökologischen Landbau nicht geeignet sei. Die Vermutung wird damit begründet, dass das Extraktionsmittel überwiegend den verfügbaren Phosphor in mineralischer Form löse, im Ökolandbau jedoch überwiegend organisch gebundener P (in Form von Mist, Kompost, Gülle und Gärresten, neben schwer löslichen mineralischen Formen wie Rohphosphat) zum Einsatz käme.
An Bodenproben von ökologisch wirtschaftenden Betrieben wurde der Zusammenhang zwischen den Ergebnissen verschiedener, weltweit gebräuchlicher Bodenuntersuchungsmethoden und dem P-Gehalt im Aufwuchs untersucht. Zwischen der in Niedersachsen und den meisten anderen Bundesländern gebräuchlichen CAL-Methode und dem P-Gehalt im Aufwuchs von Weidelgras bestand eine sehr enge Beziehung (Bestimmtheitsmaß r² = 0,90).
Ebenfalls untersucht wurde die Beziehung der Methoden zum organisch gebundenen Phosphor im Boden. Diese war für CAL nicht signifikant, ebenso wie für die überwiegende Anzahl der anderen Untersuchungsmethoden. Die Autoren der Studie erklären dies damit, dass die Pflanzenaufnahme hauptsächlich über mineralische P-Formen erfolgt, unabhängig vom Anteil mineralischen und organischen Phosphors am Gesamt-P-Vorrat des Bodens.
Neben der Bodenart spielt auf Grünland auch der Humusgehalt eine wichtige Rolle. In der Humusklasse 4 bis 8 % liegt der optimale pH-Wert etwas höher als von Ihnen angegeben zwischen 5,4 und 6,0. Die empfohlenen Kalkmengen in Gehaltsklasse C betragen unter diesen Bedingungen 5-7 dt/ha CaO, was 10-14 dt/ha kohlensaurem Kalk entspricht. Von daher machen Sie mit 1,5 t/ha kohlensauren Kalk schon alles richtig.
Dass der pH-Wert dennoch nicht weiter nach oben geht, kann an Ihrer intensiven Wirtschaftsweise mit 5 Schnitten liegen. Wenn die Grasnarbe stark gefordert wird, ist dies auch mit intensiven Umsetzungen im Boden und mit einer hohen Nährstoffaufnahme in die Wurzeln verbunden, was wiederum mit einer entsprechenden Säureproduktion korreliert. Sollten Sie in einer Region mit hohen Niederschlägen wirtschaften, ist eine Kalkauswaschung selbst auf mittelschwerem Boden in Betracht zu ziehen. Wir empfehlen Ihnen, zunächst so weiter zu kalken wie bisher. Sollten die Ca-Gehalte im Futter nicht zu hoch sein, könnten Sie die Kalkmenge auf 2 t/ha erhöhen. Bleiben Sie auch bei Ihrer Strategie, jährlich zu kalken.
Durch die Nässe können Nährstoffe entweder innerhalb oder ganz unterhalb der durchwurzelbaren Bodenhorizonte verlagert worden sein. Dies betrifft neben Stickstoff (Nitrat) besonders Kalium, Calcium, Magnesium und Bor. Das Ausmass der Auswaschung hängt von der Bodenart ab; insbesondere auf leichten Böden, also Sanden und lehmigen Sanden, ist das Auswaschungspotential erheblich. Daher ist es sinnvoll, eine Bodenprobe zu ziehen, sobald es die Bodenbedingungen ermöglichen.
Auch kohlensaurer Kalk wirkt auf schweren Böden sehr gut. Achten Sie auf eine gute Mahlfeinheit (z. B. Kreidekalke), und arbeiten Sie den Kalk z. B. im Rahmen der Stoppelbearbeitung gut in den Boden ein, soweit dies möglich ist.
Der von Ihnen angegebene pH-Wert ist nach unseren Erfahrungen viel zu niedrig; er sollte bei Böden über 25 % Ton zwischen 6,4 und 7,2 liegen. Mit einem derart niedrigen pH-Wert verschenken Sie Ertrag, haben eine geringere Nährstoffeffizienz, möglicherweise eine schlechtere Bodenstruktur und weniger Bodenleben. Auch die Humusqualität leidet. Dass Sie mit kohlensaurem Kalk Humus „verbrennen“ könnten, brauchen Sie nicht zu befürchten. Wissenschaftliche Untersuchungen geben dafür keinen Anhaltspunkt. Es ist eher so, dass Sie mit einem standortgerechten pH-Wert den Humus stabilisieren, denn Calcium unterstützt die Bildung von Bodenaggregaten und schützt damit Humus vor dem Abbau, auch durch die Bildung von Ton-Humus-Komplexen.
Gips ist ein Neutralsalz, wirkt nicht auf den pH-Wert und ist daher für Ihre Zwecke nicht geeignet.
Die Düngeempfehlungen, die mit der Bodenuntersuchung geliefert werden, berücksichtigen dies bereits. Je schwerer der Boden ist, desto höher muss aufgrund der Sorption an den Austauschern der Bodenvorrat sein. So liegt die Gehaltsklasse C bei Sandboden bei 5-8 mg K/100 g Boden, bei Tongehalten über 35 % bei 15-21 mg. Die CAL-Methode ist als Untersuchungsverfahren gut geeignet, weil auf Basis dieser Methode die Düngeempfehlungen aus Feldversuchen auf ganz unterschiedlichen und eben auch schweren Standorten entwickelt wurden.
Das kann durchaus sinnvoll sein, insbesondere, wenn mit Gülle die erste N-Gabe verabreicht wird. Dadurch wird der pH-Wert abgesenkt, was zu geringeren Ammoniakverlusten und besser N-Ausnutzung aus der Gülle führt.
ASL ist ein Produkt, was sich für diesen Zweck bewährt hat. Beim Einsatz ist vor allem auf Korrosionsschutz zu achten, sowohl im Güllelager als auch bei allen Teilen des Fasses, die mit dem ASL in Verbindung kommen; alternativ gibt es auch eine Lösung mit einem Zusatztank auf dem Güllefass. Das Einrühren in die Gülle muss sehr intensiv sein, da ASL spezifisch schwerer (1,25 kg/l) ist als Gülle und nach unten absinkt. AHL ist nicht geeignet, denn es enthält von Natur aus keinen Schwefel, es sei denn, er wird zugesetzt.
Vom Einsatz gekörnter Dünger raten wir ab, da schwer zu gewährleisten ist, dass diese sich vollständig auflösen.
Grundsätzlich ist beim Zumischen stickstoffhaltiger Dünger in die Gülle zu beachten, dass der N-Gehalt deutlich zunimmt. Daher muss eine sehr gute Verteilgenauigkeit gewährleistet sein. Beim Einsatz sauer wirkender Zusätze wie ASL ist eine Absenkung des pH-Werts zu erwarten, was wiederum - je nach Ausbringverfahren - das Emissionspotential für Ammonium-N senken würde.
Eigene Versuche führen wir dazu aktuell neben der Ansäuerung durch Schwefelsäure aber nicht durch. Hier werden je nach eingesetzter Menge Schwefelsäure (2-5 l/ha) wesentliche Mengen an Schwefel ausgebracht, die den Bedarf der Kulturpflanzen in der Regel abdecken. Außerdem werden Emissionen deutlich gesenkt.
Schwefel benötigt die Pflanze in erster Linie zur Zeit der höchsten Stickstoff-Aufnahme, die etwa mit dem größten Massenwachstum ab dem Zeitpunkt des Schossens erfolgt. Schwefel ist ein wichtiger Bestandteil eines Komplexes in der Nitratreduktion im Verlauf der Stickstoffassimilation der Pflanze, sodass ein Einbau von Stickstoff in die Pflanze nur mit ausreichend Schwefel erfolgen kann. Bei der reinen Stickstoff-Verlagerung zur Proteinausbildung ist Schwefel in der Regel kein begrenzender Faktor. Während wir in Versuchen positive Effekte einer AHL-Gabe (25 l/ha bzw. 9 kg/ha N) auf die Ähre sehen, hat die zusätzliche Gabe von Schwefel z.B. über Bittersalz zu diesem Zeitpunkt keinen absicherbaren Effekt.
Grundsätzlich versauert der Boden von alleine, denn durch die Wurzelausscheidungen und die Atmung der Mikroorganismen, aber auch durch saure Niederschläge gelangt Säure in den Boden. Aktiv versauern kann man den Boden mit ammoniumhaltigen Stickstoffdüngern wie Ammonsulfatsalpeter (ASS) und schwefelsaurem Ammoniak, da die Pflanze bei der Aufnahme von Ammonium Säure (H+) ausscheidet und so den Boden versauert. Es gibt jedoch Böden, auf denen der pH nicht absinkt, z. B. auf Standorten, die von Natur aus Kalk enthalten, wie Böden aus Kalkstein oder Löss (z. B. Magdeburger Börde).
Regionen, in denen der pH-Wert des Bodens nur noch langsam oder gar nicht mehr absinkt, nehmen langsam zu. Ursache dafür sind Niederschlagsmengen, die unter der potenziellen Verdunstung bleiben. Dadurch wird Kalk über Winter nicht mehr ausgewaschen, sondern höchstens etwas verlagert und kommt mit der zunehmenden Verdunstung im Frühjahr wieder nach oben. Ein weiterer Grund können stauende Schichten im Untergrund sein, die ebenfalls verhindern, dass Kalk ausgewaschen wird (z. B. Hildesheimer Börde).
Den wesentlichen Einfluss auf die N-Freisetzung aus Zwischenfrüchten haben die Zusammensetzung der Mischung, die Entwicklung, der Umbruchzeitpunkt, die nachfolgende Witterung und der Standort. Leguminosen haben ein engeres C/N-Verhältnis als Ölrettich oder Senf und setzen Nährstoffe somit schneller nach dem Absterben wieder frei.
Je schwerer ein Standort ist, desto eher profitiert er von einem frühzeitigen Umbruch vor/ im Winter. Häufig bringt schon das kostengünstige Walzen bei Frost einen sehr positiven Effekt. Auf leichten Standorten sollte dies nicht früh erfolgen, da dann eher freiwerdende Nährstoffe noch mit den Winterniederschlägen verlagert werden könnten.
Am besten lässt sich die verfügbare Stickstoffmenge (=zu dem Zeitpunkt generell, aber auch aus der Zwischenfrucht mineralisierte Stickstoff-Menge) zu Zuckerrübe und Mais mit einer Spät-Frühjahrs-Nmin-Probe im 6- bis 8-Blattstadium der Kulturen prüfen. Liegt dieser Wert in der Rübe beispielsweise oberhalb von 160 kg/ha N, ist keine Nachdüngung erforderlich, wenn die Startgabe standortabhängig zwischen 50 (schwere) und 80 kg/ha N (leichte) erfolgte. Liegt der Wert unterhalb von 160 kg/ha N, ist eine Nachdüngung in Höhe der Differenz zwischen 160 kg/ha und dem Spät-Frühjahrs-Nmin-Wert angeraten.
Nein, das Verhältnis zwischen Kalium und Magnesium muss nicht zwingend 2:1 betragen, um eine ausreichende Ernährung der Pflanzen zu gewährleisten. Es gilt zu beachten, dass der Düngebedarf gedeckt ist. Dieser ergibt sich aus dem Bodenvorrat (durch Bodenuntersuchung ermittelt) und dem Düngebedarf der Pflanzen (aus Feldversuchen ermittelt). Optimal ist es, wenn sich beide Nährstoffe in Gehaltsklasse C befinden - dann ist das Verhältnis beider Elemente tatsächlich 2:1 (Unter Berücksichtigung der Wertigkeit – Kalium ist einwertig und Magnesium zweiwertig), und es braucht nur der am Ertrag orientierte potentielle Entzug der Kultur gedüngt zu werden.
Bei sehr hohen Kaliumgehalten (Gehaltsklasse E) sollte die Magnesiumdüngung erhöht werden, denn Kalium wird von der Pflanze selektiv aufgenommen, Magnesium hingegen hauptsächlich über unspezifische Transporter. So kann es bei hohen Kaliumgehalten im Boden zu einer verminderten Magnesiumaufnahme kommen. Konkret heißt das, dass diese unspezifischen Transporter bei einem hohen Kalium-Angebot hauptsächlich Kalium, und kaum noch Magnesium aufnehmen. Da Magnesium nicht über einen anderen Weg in die Pflanze gelangt, nimmt die Pflanze in dieser Situation zu wenig Magnesium auf. In Niedersachsen werden bei der Bodenuntersuchung die Mg-Düngeempfehlungen automatisch erhöht, wenn für K die Gehaltsklasse E ausgewiesen ist.